In der Schweiz gibt es den Wahlspruch „Alle für einen und einer für alle!" Ich weiß nicht, ob man in Küsnacht oder St. Gallen danach handelt. Von Lindenberg dagegen weiß ich es, zumindest wenn von den Lindenberger Dorffesten die Rede ist. Dem Besucher der Feste dürfte das Besondere kaum auffallen, die Lindenberger dagegen wissen sehr wohl, daß jedes ihrer Dorffeste nicht nur einen Tag Freude und Unterhaltung bietet, sondern im Ergebnis für das ganze Dorf Nutzen bringt. Die Idee ist so einfach wie großartig. Jedes Dorffest wird jeweils von einem Verein oder von der Freiwilligen Feuerwehr vorbereitet und in die Tat umgesetzt. Den Organisatoren fließt danach der gesamte Erlös des Festes zu. Das ist allerdings für die Lindenberger, die weder einem Verein noch der Freiwilligen Feuerwehr angehören, kein Grund, während der Festvorbereitungen die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil. Zum Beispiel die Frauen. Aller Kuchen, der in Lindenberg zum Dorffest verkauft wird, erlebt seine Geburt in den Backröhren ganz normaler Küchenherde. So sind sehr viele Lindenberger auf verschiedenste Art und Weise an der Vorbereitung des Festes und an ihm selbst beteiligt, obwohl sie wissen, wer letztendlich den Gewinn einstreicht. Umsonst ist ihre Mühe trotzdem nicht, denn der Lohn für ihre Bereitschaft kommt auf Umwegen zu ihnen zurück.In diesem Jahr - so hat man sich geeinigt - zeichnet der ,,Turn- und Sportverein Lindenberg 1994 e.V." für das Dorffest verantwortlich. Seinen Vorsitzenden Herrn Gernod Gruschwitz traf ich in der Sporthalle. Hier haben wir schon im März vorigen Jahres zusammengesessen. Allerdings glich die Halle damals eher einer Baustelle, und die jungen Leute, die nach und nach zur Tür hereinkamen, wollten keinen Sport treiben, sondern arbeiten. „Rund tausend Stunden freiwilliger Arbeit der Vereinsmitglieder stecken hier drin", erzählt mir Gernod Gruschwitz „ und dazu die Hilfe einer Reihe von Firmen, die Arbeiten entweder sehr billig oder gar umsonst ausführten. Am 15. November vorigen Jahres haben wir Einweihung gefeiert." Heute präsentiert sich die Sporthalle mit glänzendem Parkett, alles ist picobello, und in dieser Umgebung machen sogar die alten Sportgeräte einen neuen Eindruck. Der Vorsitzende zeigt mir helle Räume und saubere Sanitäranlagen. Als sie die Halle einweihten, zählte der Sportverein einundzwanzig Mitglieder, jetzt sind es fünfundsechzig, darunter zehn Frauen und fünfundzwanzig Kinder und Jugendliche. Entstanden ist eine Mannschaft Bogenschützen. Initiator ist der Lindenberger Harry Trumpf, der bisher als einziger im Dorfe mit Pfeil und Bogen umgehen konnte. Das allerdings in einer Qualität, die er sogar bei deutscheen Meisterschaften unter Beweis stellte und stellt. Es gibt in Lindenberg jetzt so viele Bogenschützen, daß man dem „Brandenburger Bogensport-Verband" beigetreten ist, im Herbst eine Vereinsmeisterschaft ausrichten und sogar Lindenberg als Austragungsort für Bogenschützen-Meisterschaften anbieten will. Dafür allerdings bräuchte man den alten Sportplatz. „Bogenschießen ist in der Halle möglich, aber nur bis achtzehn Meter. Deshalb sind unser Bürgermeister und die Gemeindevertreter bemüht, den ehemaligen Sportplatz der Schule zu pachten. Den könnten wir so vorrichten, daß bis zu neunzig Meter geschossen werden kann, außerdem würde er noch für einen kleinen Fußballplatz ausreichen." Egal ob Halle, Sportgeräte oder Sportplatz - bei aller freiwilligen Arbeit, ohne etwas Geld ist letztlich wenig zu machen. Darum freut sich Gernod Gruschwitz schon jetzt auf die etwa fünftausend Mark, die das Dorffest dem Verein einbringen könnte. Zusammen mit einigen tausend Mark, die - wie alle Vereine im Dorfe - auch der Sportverein von der Gemeinde erhielt, „könnten wir Scheiben für das Bogenschießen und eine Anzeigetafel kaufen." In diesem Jahr findet das Dorffest am Freitag, dem 21. und am Sonnabend, dem 22. August statt. Den Auftakt gibt am Freitagabend ein Fackel-und Laternenumzug. Er beginnt am Feuerwehrhaus und endet hinter dem Dorfe. Dort wird wie jedes Jahr ein großes Lagerfeuer angezündet, es wird Musik geben und allerlei zu essen und zu trinken. Am Sonnabend beginnt der Trubel um elf Uhr. Bogenschießen, Rundfahrten mit Fahrzeugen der Feuerwehr, eine Tombola, Geschicklichkeitsfahren mit einem kleinen Traktor und ein extra Programm für die Kinder werden geboten. Es gibt ein Konzert in der Kirche, der Kegelverein und der Siedlerverein werden präsent sein, zwei Schweine sollen am Spieß gebraten werden, und Gernod Gruschwitz rechnet auch in diesem Jahr mit etwa fünfzig selbstgebackenen Kuchen. Es wird wieder ein richtiges Lindenberger Dorffest, mit dem in diesem Jahre alle dem Sportverein helfen, damit er den Lindenbergern künftig noch mehr bieten kann. Eben ganz nach dem Motto: EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN

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